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02.09.2022 | AUTOHAUS Ausgabe 17/2022 - Autor: Prof. Hannes Brachat

Stellantis-Perspektiven zu Erfurt

Freitag, 09. September 2022, 13:51 Uhr

Die Peter Gruppe aus Nordhausen geht in der Landeshauptstadt Erfurt neue Dimensionen an. Auf 35.000 Quadratmetern Grundstücksfläche entsteht ein automobiles Areal, dominiert von Stellantis- Marken, für das Helmut und Andreas Peter rund 15 Millionen Euro investieren.
Im Jahr 2007 übernahm die Autohaus Peter Gruppe an der Schlachthofstraße 80 in Erfurt das Autohaus "Georg von Opel". Damit war man nicht nur bei der jährlichen Automesse in Erfurt, sondern in der Landeshauptstadt als vertraglich gesetzter Opel- und Suzuki-Händler vertreten. In gemieteten Verhältnissen. Und dieser Vertrag lief aus. Ein Erwerb war nicht möglich.

Helmut Peter hat an diesem Standort mehrere Einmaligkeiten platziert. 2018 begrüßten er und sein Sohn Andreas in ihrem Opel-Autohaus zu einer wichtigen politischen Veranstaltung seine Exzellenz, den Botschafter Chinas, Shi Mingde, der früheren Kanzlerin Angela Merkel bestens vertraut. Selbstredend, dass der "linke" Ministerpräsident Bodo Ramelow die Zeichen des politischen Augenblicks verstand und gleichermaßen "China" vor Ort Referenz erwies. Im Oktober 2020 begrüßten "die Peters" Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zu einer weiteren politischen Veranstaltung im Opel-Haus. Altmaier und Peter kannten sich aufgrund der gemeinsamen Flüchtlingsinitiative, die beide 2015 mit 15 Auszubildenden im Autohaus Peter bei einer Veranstaltung in Duderstadt schmiedeten. Jetzt läutete die "Gloriosa" zu Erfurt das Finale am bisherigen Standort ein. Firmenchef Helmut Peter ging 2017 gezielt auf Grundstückssuche. Die bisherige Wirkfläche von 11.400 Quadratmetern platzte bereits aus allen Nähten.


Standortsuche - Die "Umweltbombe"

Wer wie Helmut Peter seit 1990 inzwischen in 14 Städten und an 25 Standorten mit 800 Mitarbeitern automobilistisch unterwegs ist, weiß die richtigen Standortdominanzen zu setzen. City-nah sollte der Standort liegen und möglichst an einer Ausfallstraße. Das Autohaus muss für jeden Kunden bequem anzufahren sein.

Nun gehört Helmut Peter zu den Unternehmern, die eine spezielle DNA in sich tragen und stets das Besondere anziehen. Peters Nase führte zum höchstkontaminierten Grundstück der Landeshauptstadt. Bei dem Areal mit 26.000 Quadratmetern handelte es sich ursächlich um das zentrale Versorgungslager inklusive Tankstelle und Gleisanschluss der Minol. Gar manche tausend Liter Öl versanken über die Jahre im Boden. Um dieses Anwesen machten selbst die Grünen einen Bogen. Jeder überwälzte die eigentliche Verantwortung - von der Stadt übers Land hoch zum Bund. Oder anders: ja nicht anfassen. Da tickt eine Umweltbombe!

Aber einer räumte diesen "Umweltschandfleck" jetzt beherzt auf: Helmut Peter. Da lagen im gesamten Areal 31 Mineralöltanks vergraben, mit bis zu jeweils 100.000 Liter Fassungsvermögen. Zum Teil aus dem Jahre 1902, vernietet. Zuletzt war da in den Fässern nur noch dreckiges Altöl, Benzinwasser und andere Abwässer in den Tanks. Die Tanks wurden nun allesamt herausgebuddelt, gereinigt und verschrottet. Ebenso galt es, das verseuchte Grundwasser zu reinigen, sechs neue Tanks und sechs neue Brunnen zu bohren. Dieser gesamte Mammutprozess hat sich von 2018 bis 2022 hingezogen. Das Entsorgen dauerte 30 Prozent der Zeit, der Rest galt den überdimensionierten juristischen Schriftsätzen. Welch ein Kraftakt!

Peter der "Hartnäckige", Peter der "Hintersinnige" fand allerdings - und das hebt er hervor - für sein großes Säuberungsanliegen bei den Politikern der Landeshauptstadt wie beim Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz und dessen Leiter Ralf Hofmann offenes Gehör. Und so wurde die Förderung "unsauberer Gebiete" aus dem ursprünglichen Einigungsvertrag in diesem Fall verlängert. Ministerpräsident Bodo Ramelow konnte so 90 Prozent Umweltförderung generieren, sprich vier Millionen Euro. 400.000 Euro musste die Peter Gruppe für die "neue grüne Welt" selber tragen. Das Unwahrscheinliche war gelungen. Ein Mittelständler (!) hat den übelsten Umweltfleck in Erfurt bereinigt. Jetzt stehen für das neue "Stellantis-Haus" inklusive einem separaten Suzuki-Verkaufshaus insgesamt 35.000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Ein weiteres Meisterwerk der Gattung Helmut Peter entsteht!


Vom Lauf der Dinge

Die Marken Opel und Suzuki waren für das neu geplante Autohaus gesetzt. 2017 übernahm die PSA-Gruppe Opel. Und zum 16. Januar 2021 wurde Stellantis, der Großverbund von PSA (inkl. Opel) und FCA gegründet. So entstanden für Erfurt fortlaufend neue Markenüberlegungen. Die Marken-Pylone stehen künftig an den einzelnen Zugängen im Verkaufsraum. Gegenwärtig sind sechs Eingänge geplant: Opel, Citroen, Jeep; als Premiummarken DS, Alpha und möglicherweise Lancia. Die Marke Peugeot steht für einen Servicestandort oder auch als Gesamtprogramm noch offen in der finalen Klärung. Die Planungsskizze zeigt den aktuellen Stand der Dinge.

Für die Stellantis-Netzentwicklung ist Jens Nagl erster Ansprechpartner. In der Gesamtverantwortung für Deutschland Stellantis-Chef Amaury de Bourmont. Helmut Peter: "Wir stehen mit beiden in partnerschaftlichem Austausch. Von Opel selbst waren bereits die Geschäftsführer Michael Lohscheller, Uwe Hochgeschurtz und der jetzige Vorsitzende der Opel-Geschäftsführung Florian Huettl auf der Baustelle, um sich ein einschlägiges Bild zu machen."


Das Gesamtkonzept

Die Vertriebsplanung des neuen Hauses ist für den Vertrieb der Zukunft ausgerichtet und für die Elektromobilität wie für Wasserstoff vorbereitet. Für die Volumenmarken ist eine einheitliche Fliese vorgesehen, für die Premiummarken eine zweite Fliesengattung. Die Gebrauchtwagenvermarktung (3.000 Quadratmeter) ist für alle Marken auf einer gemeinsamen Ausstellfläche geplant.

Für die Werkstatt wurde bei dieser Markenvielfalt ein Dienstleistungszentrum (Gesamtfläche 5.500 Quadratmeter) entwickelt. Das sieht die zentrale Fahrzeugaufbereitung (500 Quadratmeter), Karosserie (800 Quadratmeter), die zentrale Lackierung (1.000 Quadratmeter) und in der Werkstatt (1.000 Quadratmeter) selbst markenspezifische Arbeitsplätze für die Spezialisten inklusive Suzuki vor. Und für das Reifengeschäft wird ein separates Reifenhotel (800 Quadratmeter) errichtet, nachdem der Thüringer Wald und auch der Harz trotz Allwetterreifen winterliche Gegebenheiten schaffen.

Im Frühjahr 2023 soll das Werk seiner Bestimmung übergeben werden. Das Vollsortiment wird im Laufe des Jahres entstehen. Bis dahin wird die Peter Gruppe rund 15 Millionen Euro in das neue Stellantis-Werk in Erfurt investiert haben. Es bedarf keiner prophetischen Gaben, dass die Peter Gruppe in der Landeshauptstadt Thüringens ein Mobilitäts-Event-Haus der inhaltlichen Sonderklasse mit Zukunft errichten wird.

Autor: Prof. Hannes Brachat
02.09.2022 | AUTOHAUS Ausgabe 17/2022

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