Dienstag, 28. Januar 2020, 16:22 Uhr
Letztes Klassenfoto vor dem Staatlichen Berufsschulzentrum für die Klasse Kfz-Technik 16 b. Nun sind die einstigen Azubis sie Gesellen.
NORDHAUSEN. Dreieinhalb Jahre Berufsausbildung sind nun für 20 Kfz-Mechatroniker unserer Peter-Gruppe Geschichte. Mit der Übergabe der Zeugnisse am vergangenen Freitag schlossen sich für sie zum letzten Mal die Türen des Staatlichen Berufsschulzentrums. Der Überbringer der Zeugnisse war ein prominenter Gast: Ministerpräsident Bodo Ramelow höchstpersönlich hatte sich auf den Weg nach Nordhausen gemacht.
Sein Interesse galt neben den frischgebackenen Gesellen des Kraftfahrzeughandwerks vor allem den ehemaligen Azubis der Peter-Flüchtlingsklasse unter ihnen. 14 Eritreer, Syrer und Iraker waren 2016 in eine berufliche Ausbildung gestartet. Nach Abbrüchen, Aufstockungen und erneuten Resignationen verblieben sechs, die mit dem Zieleinlauf ihr Vorhaben Berufsausbildung in die Tat umsetzten.
Alaa Abbas Hadi Al-Qubanchee (Irak),
Alan Ahmed (Syrien),
Safa Alfardi (Irak),
Ibrahim Aljafal (Syrien),
Anton Ghazala (Syrien) und
Haitham Gamil (Irak) waren trotz aller Schwierigkeiten am Ball geblieben. Sie hatten sich durch deutsche Fachbücher gekämpft, es mit Fachvokabular und Prüfungsformulierungen, die selbst deutschsprachige Mitstreiter ins Schwitzen brachten, aufgenommen. Am Ende wurden sie mit dem Zeugnis belohnt. Und schon bald werden sie von der Thüringer Handwerkskammer ihre Gesellenbriefe erhalten.
Außer diesen sechs jungen Irakern und Syrern – alle Eritreer hatten die Ausbildung vorzeitig abgebrochen – nahmen
14 weitere junge Männer jetzt ihre Zeugnisse aus den Händen von
Ministerpräsident Bodo Ramelow entgegen. Zwei Kfz-Mechatroniker – Danilo Bornemann und Karl Wissgott - hatten schon im Sommer 2019 ihre Berufsausbildung nach drei Jahren mit hervorragenden Leistungen vorzeitig beendet. Sechs junge Männer brachen ihre Ausbildung im Lauf der dreieinhalb Jahre ab.
Zur feierlichen Zeugnisübergabe unterstrich Ministerpräsident
Bodo Ramelow am Beispiel seines beruflichen Werdeganges die Bedeutung einer soliden Ausbildung. Vor 48 Jahren habe ich meinen Gesellenbrief als Lebensmittelkaufmann erhalten. Das Wissen von damals kann ich selbst heute noch nutzen. Und sei es beim Zerlegen eines Wildschweines, verdeutlichte er schmunzelnd. Betrachten Sie das
Ausbildungszeugnis als einziges echtes Wertpapier, forderte er die jungen Leute auf, denn es legte auch für mich das Fundament meines Lebenswerkes.
Bevor er das Wertpapier an 75 junge Leute übergab, wertschätzte er das einmalige
Werk von Helmut Peter, der sich nicht gescheut habe, im Jahr 2016
insgesamt 18 Flüchtlinge in seine Unternehmensgruppe aufzunehmen und sie ausbilden. Er habe nicht lange geredet, sondern gehandelt. Zu diesem Erfolg beglückwünschte Ramelow unseren Geschäftsführer und alle am Projekt beteiligten Pädagogen, Kollegen, Politiker, Beamten und Helfer.
Nach dem prominenten Ehrengast richteten auch Schulamtsleiter Dr. Bernd-Uwe Althaus und Schulleiter Ulrich Preiß Worte der Erinnerung und der Motivation an die jungen Leute. Nun sei die Zeit des Mutti-Zettels endgültig vorbei, jeder müsse fortan eigene Entscheidungen treffen und selbstständig erwachsen werden, so Preiß.
Wir beglückwünschen
Max Lepa (Mercedes-Benz Osterode) zu seinem
1,0 -Notendurchschnitt sowie
Eric Bräunling (MB HIG),
Malte Witzel (Mehrmarkenhaus Göttingen) und
Marius Rimbeck (Opel Erfurt) zu ihren
Durchschnitten von 1,7!
Nach den Zeugnissen gab es im Betrieb gleich noch die Arbeitsverträge und den Glückwunsch vom Chef.
Sie werden ihren Weg weiter in der Peter-Gruppe gehen und gemeinsam mit ihren Gesellen-Kollegen ein Stück Peter-Geschichte fortschreiben.
Ein
Glückwunsch geht auch an
Amelie Klöppel (Lackierzentrum Nordhausen), die ihre Ausbildung zur
Fahrzeuglackiererin aufgrund hervorragender Leistungen schon jetzt – ein halbes Jahr vor Ende der regulären Lehrzeit –
vorzeitig abschließen konnte. Natürlich ist auch sie als Gesellin herzlich im Peter-Team willkommen!
Bleibt die Frage nach unseren
Flüchtlings-Gesellen:
Fünf von ihnen werden
weiter in unseren Werkstätten arbeiten,
einer begibt sich mit einem Imbiss in die
Selbstständigkeit und hat unser Unternehmen verlassen.